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the game is changing

11. – 14. Juni 2015 …  das   schwul-lesbische Fußball-Ereignis der Saison: 

IGLFA EUROPEAN CHAMPIONSHIP III

in Hamburg

Unter dem Motto „The game is changing – Das Spiel ändert sich“ fand vom 11.06.-14.06.2015 die 3. IGLFA European Championship in Hamburg statt. Seit die ersten deutschen schwulen Fußballmannschaften vor ca. 25 Jahren gegründet wurden, ist das Klima in Deutschland und vielen anderen Ländern besser geworden, aber immer noch nicht alles ist gut. Daher setzt ein Turnier wie dieses auch ein wichtiges Zeichen: Es gibt sie, die Lesben und Schwulen im Fußball, und es sind viele! Früher waren sie nicht sichtbar. The game is changing!

Über 400 SpielerInnen aus 9 verschiedenen Nationen nahmen teil. Da wollten die Quadratekicker nicht fehlen. Leider haben etliche Spieler keinen Urlaub bekommen, so dass eine Teilnahme zunächst nicht möglich schien. Welch ein Segen ist (nicht nur) in einer solchen Situation der enge Kontakt zu den Freunden der Wildboys aus Karlsruhe. Diese hatten das gleiche Problem. Wenige Tage vor Anmeldeschluss wurde dann spontan die „Spielgemeinschaft Karlsruhe/Mannheim“ ins Leben gerufen. Mit jeweils 5 Mitspielern war nun die Teilnahme an der schwulen EM möglich!

Startschuss SLSV Hamburg war der ausrichtende Sportverein. Unterstützt wurde er nicht nur von der Hamburger Politik (die Schirmherrschaft übernahm der Erste Bürgermeister Olaf Scholz), sondern auch von allen drei großen norddeutschen Fußballvereinen: Hamburger SV, FC St. Pauli und Werder Bremen. Bei der Eröffnungsveranstaltung war auch der DFB-Vizepräsident Eugen Gehlenborg der Ehrengast. Sie alle traten mit ihrem Namen für einen Sport ohne Diskriminierung ein. Welch ein starkes Signal!

Gespielt wurde auf einem der Trainingsgelände des HSV. Dort standen 10 Fußballfelder zur Verfügung. Auf einem wurde eine kleine Zeltstadt errichtet: Turnierleitung, Presse, Sanitäter – aber auch jede Mannschaft hatten ein schattiges Zelt für sich. Die SG Karlsruhe/Mannheim hatte sich für Division 3 (Kleinfeld) angemeldet. Die Erwartungshaltung der Spieler war nicht sonderlich groß, da in diesem Fall von einem eingespielten Team nicht die Rede sein konnte. Trotzdem wollte man nicht nur dabei sein. Darum gingen die Kicker der SG am Donnerstagabend rechtzeitig ins Bett. Reeperbahn und Co. mussten noch eine Weile warten. Zuvor fand die Eröffnungsfeier in einem Musikclub direkt am Stadion am Millerntor statt. Neben einer kleinen Show und einigen Redebeiträgen fand hier natürlich auch die Gruppenauslosung statt.

Anpfiff zu den Gruppenspielen war am Freitagmorgen. Das Auftaktspiel gegen Vorspiel Berlin wurde gleich mit 2:0 gewonnen; ebenso auch die zweite Partie souverän mit 5:0 gegen Ballboys Hamburg. Spätestens jetzt war klar: Hier geht noch was! Die SG KA/MA hatte nicht nur gute Einzelspieler in ihren Reihen, die Mannschaft trat auch als solche auf: Jeder kämpfte für den anderen und unterstütze seine Mitspieler, wo es nur ging.

Als stärkster Gegner der Vorrunde erwies sich im 3. Spiel gegen das Team aus Moskau. Lange war der Spielstand torlos trotz einiger Chancen auf beiden Seiten. Nach der Halbzeit platzte jedoch der Knoten und das Spiel endete 2:0 für die SG. Damit war der Einzug in Halbfinale gesichert!

Im letzten Spiel gegen die Trowbridge Tigers aus London ging es also noch um den Gruppensieg. Ein Unentschieden würde reichen. Nachdem dieses Spiel mir 7:2 gewonnen wurde, war das Klagen unseres Torwarts Michl (auch Vati genannt) über die beiden Gegentreffer Jammern auf allerhöchstem Niveau. Nach über 160 in der prallen Sonne gespielten Minuten konnten die Spieler aus Baden glücklich aber auch müde und kaputt den ersten Spieltag ausklingen lassen. Ein paar bewegte Bilder zu diesem Spiel seht ihr hier aus einem lokalen norddeutschen TV-Programm:

Link zum NOA-Bericht im Regionalfernsehen, inkl. Interview mit quadratekicker Markus

Nach einem gemeinsamen Abendessen brach ein großer Teil der Mannschaft noch auf, um den Erfolg gemeinsam zu genießen. Direkt an der Elbe fanden die Spieler einen Citybeach, wo sie die müden Beine hochlegen und sich selbst hochleben lassen konnten. Das Nebelhorn der vorbeifahrenden Queen Mary II beglückwünschte den Gruppensieger zusätzlich. Zur Feier des Tages ging es dann noch in ein heiteres Etablissement auf der Reeperbahn.

Das Halbfinale am folgenden Tag fand erst mittags statt. Der Gegner war das Team „Stuttgart Allstars“, das sich aus starken Einzelspielern aus ganz Deutschland zusammensetzt. Die SG ging daher als krasser Außenseiter in dieses Match. Trotzdem hielt sie lange den Angriffsbemühungen des Gegners stand und kam selbst zu einigen guten Konterchancen. Die Unzufriedenheit der „Allstars“ mit dem torlosen Spielstand wurde immer heftiger geäußert. Kurz vor dem Halbzeitpfiff fiel dann dennoch der Führungstreffer für den Favoriten. Die SG mobilisierte in der zweiten Hälfte nochmals alle Kräfte. Ein feiner Angriff führte schließlich zum Ausgleich. Nun wurde das Spiel zusehends ruppiger und verbissener. Es wurde um jeden Meter Raumgewinn gekämpft. Als es schon fast auf ein Elfmeterschießen nach der regulären Spielzeit hinauszulaufen schien, pfiff der Schiedsrichter einen umstrittenen Elfmeter gegen die SG. Die „Allstars“ verwandelten diesen. Leider fehlte der SG nun die Kraft den erneuten Rückstand auszugleichen. Die lange Spieldauer des Vortages und die heftigen Sonnenstrahlen forderten ihren Tribut. Nach der unglücklichen 1:2-Niederlage im Halbfinale hieß es nun kurz regenerieren und Energien tanken für das Spiel um Platz 3.

Hier traf die SG wieder auf ihren starken Gruppengegner Moscow Minders. Diesmal fiel die Führung allerdings deutlich früher, so dass das Spiel am Ende klar und deutlich mit 5:0 gewonnen werden konnte. Nicht nur die starke Leistung im letzten Spiel sondern auch während des gesamten Turniers ließ die SG Karlsruhe/Mannheim bei ihrer ersten gemeinsamen Turnierteilnahme einen verdienten dritten Platz erreichen. Die Freude war riesig und der dritte Platz wurde mit reichlich Freibier, das eine Brauerei gesponsert hatte, und mehreren Flaschen Sekt in der Dusche begossen.

Die Siegerehrung fand direkt im Anschluss an die Finalspiele statt und wurde von Thomas Hitzelsberger übernommen, dem ersten Nationalspieler, der sich offiziell als schwul geoutet hat. Kurz bevor die Spieler der SG ihre Bronzemedaille überreicht bekommen sollten, legte allerdings ein schweres Gewitter mit Blitz, Donner und Regen los und die Feierlichkeiten mussten abgebrochen werden. Die Übergabe der Bronzemedaillen fand dann etwas improvisiert im kleineren Rahmen im Mannschaftszelt statt. Die Freude konnte das aber in keiner Weise trüben.

Am Abend konnten dann alle Teilnehmer noch gemeinsam im Stadion des FC St. Pauli feiern. In den Räumlichkeiten der Haupttribüne fand die offizielle Abschlussparty statt. Hier waren zwei große Floors und mehrere Bars aufgebaut. Erkenntnis des Abends: Wenn auch das Laufen schwer fällt – Tanzen kann man noch! Und die, die selbst das nicht mehr konnten, konnten sich auf die Tribüne setzen und die Atmosphäre des frisch umgebauten Stadions genießen. Eine große Diskokugel hüllte es effektvoll in romantisches Licht und die Sitzplätze luden nicht nur zum miteinander Reden ein. Einen passenderen Ort für den Abschluss von vier spannenden und schönen Tagen konnte es nicht geben.

Zum Schluss noch ein Link zu einem TV-Beitrag des NDR. Hier sind die Quadratekicker zwar nur kurz im Hintergrund zu sehen; trotzdem ist es ein gelungener Beitrag über die EM und Schwule im Fußball.

Link zum NDR-Bericht von der IGLFA European CHAMPIONSHIP III