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Sieben-Jahres-Schritte für mehr Respekt, Toleranz und Vielfalt im Männerfußball

„Ihr könnt auf uns zählen“ – ist eine Kampagne des Fußballmagazins 11 Freunde. Über 800 Fußballer*innen solidarisieren sich für den Fall, dass sich ein homosexueller Fußballer outen sollte. Ein wichtiger Schritt und eine tolle Aktion!

Wie War das nochmal?

2007

Coming-Out von Marcus Urban, ehemaliger deutscher Fußballspieler. 2008 erschien seine Biografie mit dem Titel „Versteckspieler. Die Geschichte des schwulen Fußballers Marcus Urban“

2014 

Coming-Out Thomas Hitzlsperger, ehemaliger deutscher Fußballspieler. Im ZEIT-Interview im Januar 2014: „Ich äußere mich zu meiner Homosexualität. Ich möchte gern eine öffentliche Diskussion voranbringen – die Diskussion über Homosexualität unter Profisportlern.“

2021

Kampagne des Fußballmagazins 11 Freunde: „Ihr könnt auf uns zählen“ – Die Erklärung im Wortlaut: „Auch im Jahr 2021 gibt es keinen einzigen offen homosexuellen Fußballer in den deutschen Profiligen der Männer. Die Angst, nach einem Coming-out angefeindet und ausgegrenzt zu werden und die Karriere als Profifußballer zu gefährden, ist offenbar immer noch so groß, dass schwule Fußballer glauben, ihre Sexualität verstecken zu müssen.

Niemand soll zu einem Coming-out gedrängt werden. Das ist die freie Entscheidung jedes Einzelnen. Aber wir wollen, dass sich jeder, der sich dafür entscheidet, unserer vollen Unterstützung und Solidarität sicher sein kann. Weil es zu den elementaren Freiheitsrechten jedes Menschen gehört, sich zu seiner sexuellen Orientierung bekennen zu können. Und weil nur der seinen Beruf mit Freude ausüben kann, der nicht einen wichtigen Teil seiner Persönlichkeit vor anderen verstecken muss.

Und deshalb sagen wir allen, die mit dieser Entscheidung ringen: Wir werden euch unterstützen und ermutigen und, falls notwendig, auch gegen Anfeindungen verteidigen. Denn ihr tut das Richtige, und wir sind auf eurer Seite.“

Phillip Lahm rät zur gleichen Zeit von einem Coming-Out aktiver Profis ab – Für ihn sind „die Chancen gering, so einen Versuch in der Bundesliga mit Erfolg zu wagen und nur halbwegs unbeschadet davonzukommen“.

Der Weg scheint im Männerfußball also noch lange nicht zu Ende gegangen zu sein. Die mvd-quadratekicker stehen seit dem Coming-Out von Thomas Hitzlsperger in 2014 für mehr Sichtbarkeit und sensibilisieren in der Öffentlichkeit für das Thema. Es lohnt sich, einmal in alte Artikel reinzuschauen:

https://www.mvd-mannheim.de/wir-spielen-fussball-und-sind-schwul-14965

https://www.mvd-mannheim.de/erster-schwuler-fussballer-macht-sein-coming-out-14964

Im Profifußball der Frauen wurde schon wesentlich mehr selbstverständliche Offenheit erreicht. Aber was tut sich bspw. in der mvd-Sportart Nr. 1, dem Volleyball. Immerhin haben vor 25 Jahren, 1996, schwule Männer in Mannheim den mvd-sportverein gegründet, um gemeinsam Volleyball zu spielen. Und dort, im Volleyball, tut sich mehr als im Fußball. Im Februar 2021 haben zwei Profisportler aus der Volleyball-Bundesliga sich zu ihren Coming-Outs in einem Interview der Süddeutschen Zeitung mit Sebastian Winter geäußert:

„Unsere Generation ist die letzte, die sich outen muss“.

Facundo Imhoff, 32, Argentinischer Nationalspieler spielt bei United Volleys Frankfurt

Er sagt im Interview, dass er nicht das Gefühl hatte, sich um seiner selbst willen outen zu müssen. Auch hätte er nie gedacht, welche Auswirkungen das hat. Das Interview in der Süddeutschen führt er nur, um anderen dabei zu helfen, ein normales Leben zu führen.

Interessant ist auch seine Einschätzung: „Ich hatte wirklich den Eindruck, dass mein Körper mich darum gebeten hat. Seither habe ich viel weniger Verletzungen.“

Benjamin Patch, 26, US-Nationalspieler spielt bei Berlin Recycling Volleys

Er berichtet im Interview, dass es sich gut anfühlt und irgendwie befreiend ist. Für ihn ist es am wichtigsten, damit das Selbstvertrauen anderer Leute positiv zu beeinflussen.

Auch er hat Bemerkenswertes festgestellt: „Für mich war die Entscheidung, ich selbst zu sein, jedenfalls der Wendepunkt in meiner Karriere. Ich spiele viel besser seither, konstanter.“

Interview Süddeutsche Zeitung  Nr. 36, Samstag/Sonntag, 13/14. Februar 2021

Das Interview führte Sebastian Winter: Hier der Link dazu:

https://www.sueddeutsche.de/sport/volleyball-homosexualitaet-queer-coming-out-1.5204601?reduced=true